Investieren oder Sparen ?
Die politische und ökonomische Landschaft Europas verändert sich rapide. Sich überlappende Krisen und darunter liegende strukturelle Herausforderungen verlangen nach Entscheidungen. Investieren oder Sparen? Diese Frage wird von zwei klassischen politischen und wirtschaftstheoretischen Lagern unterschiedlich beantwortet. Beide Extreme und ihre Zwischentöne haben räumliche Konsequenzen für Ausbau, Rückbau und Instandhaltung des territorialen Kapitals von Regionen.
Herausforderungen
Neben einem erhöhten Innovationsdruck auf die europäische Wirtschaft durch die Entstehung neuer globaler wirtschaftlicher Kerne und Peripherien, Märkte und Netzwerke, geben regionale und lokale Faktoren Anlass zur Sorge. Demografische Trends, Veränderungen der wirtschaftlichen Struktur hin zu einer wissensbasierten und gleichzeitig produktiveren und nachhaltigen Wirtschaft, Veränderungen in althergebrachten ‚Geschäftsmodellen’ verschiedener Akteure und die zunehmende Frage der nachhaltigen Sicherung der Lebensqualität treffen auf eine wachsende Ungleichheit der Lebensbedingungen zwischen ‘starken’ und ‘schwachen’ Regionen. Beyond Plan B geht davon aus, dass die Arbeit an der Transformation und Optimierung bestehender Strukturen vor dem Hintergrund beschränkter Ressourcen zu den zentralen Herausforderungen der Zukunft gehört.
Politisches Kräftefeld und neue Koalitionen
So groß die Uneinigkeit über zu viel oder zu wenig Staat im Allgemeinen auch ist - in Krisenzeiten kehrt der flankierende und reflexartige Ruf nach staatlichem Eingreifen aus den unterschiedlichsten Lagern, mit den unterschiedlichsten Interessen deutlich hörbar zurück.
Obwohl die politischen Akteure auf Krisengipfeln allgegenwärtig sind, scheint es, dass ‘der Staat’, Regierungen und Kommunen in Zeiten schrumpfender Haushalte und Fördermittel auf ganzer Linie Abstand nehmen von der Idee langfristiger öffentlicher und kollektiver Investitionen in räumliche Strategien und Projekte. Wer ist Ansprechpartner und welche Koalitionen bieten sich an?
Kriterien
Einst verlässliche Kriterien zur Entscheidung über staatliche und private Investitionen scheinen nicht mehr zu greifen. Fehlendes Vertrauen und eine immer undeutlichere Rollenverteilung zwischen Staat, Wirtschaft und Finanzwelt erschweren bislang einen geordneten Diskurs über konkrete Handlungsoptionen.
Standpunktausstausch statt Debatte
Während das Haltbarkeitsdatum der vorhandenen Instrumente zur Stimulation von Wachstum und Konjunktur immer schneller abläuft steigt der Konkurrenzdruck auf Regionen um Investitionen und Mensche. Zeitgleich dominieren ökonomische Debatten die öffentliche Diskussion. Ideologische und populistische Standpunkte werden vor dem Hintergrund abstrakter Geldmengen ausgetauscht, die Verknüpfung von Argumenten und Disziplinen erfolgt nicht. Das Potenzial einer Konfrontation von ökonomischen und räumlichen Perspektiven bleibt noch ungenutzt